14.05.2010 ABSCHLUSS-PM ÖKT MÜNCHEN

Zeichen der Hoffnung

Bewegungen und Gemeinschaften miteinander auf dem Ökumenischen Kirchentag in München

Die Vision eines geeinten Europas sei auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges entstanden, in der Hoffnung auf Freiheit und Frieden, so Prof. Dr. Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, am 14. März auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag.



Doch dieses Europa werde aufhören, Geschichte zu schreiben, wenn es sich abschotte oder ins „kleine gemütliche Eigene“ seiner Länder flüchte. Riccardi sprach im Rahmen des Forums „Zeichen der Hoffnung“, gestaltet von Bewegungen und Gemeinschaften im Miteinander für Europa. Aus den Bewegungen müsse, so Riccardi, als gesellschaftlicher Beitrag geistlicher Bewegungen für Europa, ein Vorbild der Menschlichkeit und des christlichen Miteinanders für Europa hervorgehen. Ein Europa des Geldes reiche nicht, es brauche ein Europa, das großzügig sei gegenüber den Armen, gegenüber anderen Kontinenten. Der Weg des Miteinander der christlichen Bewegungen und Gemeinschaften, der so demütig vor gut zehn Jahren begonnen habe, sei ein großes ökumenisches Zeichen für die Kirche und die Gesellschaft.



Etwa zwei Drittel der 1900 Besucher des ganztägigen Forums kamen aus den Bewegungen selbst. Podiumsdiskussionen, Zeugnisse, Erfahrungsberichte gelebten Miteinanders etwa im Bereich von Ehe und Familie, mutige Visionen, Gebete, musikalische und künstlerische Beiträge dieses Tages reflektierten diesen Weg des Miteinander.

Fünf Schlüsselerfahrungen des Miteinanders beschrieben Thomas Römer vom CVJM München und Edith Wenger (Teen Challenge) am Nachmittag: Die Gegenwart von Jesus inmitten derer, die nach seinem Wort leben, eine echte Entscheidung füreinander, das Wort Gottes, Versöhnung und Entdeckung des Reichtums der anderen.

Zum Ausdruck kam in den Veranstaltungen auch der Dialog zwischen Kirchenleitungen und Bewegungen. Der katholische Bischof Joachim Reinelt aus Dresden und der evangelische Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July aus Stuttgart ermutigten die Bewegungen, ihre Charismen in die ganze Kirche hineinwirken zu lassen. Bewegungen können die Kirchen bewegen, so Siegfried Großmann (Bund der Evang.-Freikirchlichen Gemeinden in Deutschland), in einer „Kultur der Ergänzung“, in gegenseitigem Geben und Nehmen – wie es im „Bündnis der gegenseitigen Liebe“ unter den Bewegungen und Gemeinschaften gelebt werde . Im zweiten Teil des Nachmittags entwickelte sich ein lebhaftes, engagiertes Gespräch zwischen Maria Emmaus Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, München, Bischof Franti?ek Radkovsky, Pilsen und Gerhard Proß vom CVJM Esslingen. Dabei wurden die Schritte deutlich, die die Bewegungen aufeinander zu und auch in Richtung der Kirchenleitungen schon getan haben. Als die Mauer in Berlin gefallen sei, so Maria Voce, seien viele Menschen nicht vorbereitet gewesen. Der Prozess des Zusammenwachsens habe viel Zeit in Anspruch genommen. Sie mahnte an, die Zeit, die es bis zur Vereinigung der Kirchen noch brauche, zu nutzen. „Wenn dann der Tag kommt, an dem die Mauern zwischen den Kirchen fallen, sind wir vorbereitet, weil wir als Christen leben, die gelernt haben, einander zu lieben“, ergänzte sie. Tosender Beifall, nur noch überboten von der kühnen Vision von Gerhard Proß: Er wünsche sich, dass im Jahr 2017 – 500 Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers - der Präsident des Lutherischen Weltbundes, der Papst, der Vorsitzende des Weltkirchenrates und Vertreter der Orthodxie gemeinsam nach Wittenberg gingen, um dort 10 Thesen der Einheit an die Tür der Schlosskirche zu schlagen.

Mit der Feier des Bundes der Liebe, umrahmt von persönlichen Zeugnissen und Impulsen, sowie einem Lobpreiskonzert klang der Tag aus.







Die Initiative „Miteinander für Europa“ ist ein internationales Netzwerk von rund 250 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften aus ganz Europa. Sie entstand 1999 und verbindet evangelische, katholische, anglikanische und orthodoxe Christen ebenso wie Mitglieder von Freikirchen und neuen Gemeinden. Auf Einladung des Präsidiums des 2. Ökumenischen Kirchentag in München gestalteten die Gemeinschaften ein Forum unter dem Titel „Zeichen der Hoffnung“, zu etwa 2000 Besucher kamen.